Existenzgründer im Interview ZA Duckwitz

Die Existenzgründung ist kein einfaches Unterfangen deshalb haben wir spannende Fragen an ZA Duckwitz gerichtet, der 2020 seine eigene Praxis gegründet hat und seither das DZR als starken Partner an seiner Seite hat.


Wann ist Ihrer Meinung nach der passende Zeitpunkt seine Selbstständigkeit zu planen?
Den perfekten Zeitpunkt, die Selbstständigkeit zu planen gibt es nicht. Aus meiner Sicht ist es allerdings ratsam, einige Zeit vorher in einem Angestelltenverhältnis gearbeitet zu haben, um Berufserfahrung zu sammeln – Minimum zwei Jahre. 


Was sind neben den finanziellen Aspekten die größten Hürden?
Die größte Hürde ist wahrscheinlich die geeignete Praxis bzw. Immobilie zu finden. Damit steht und fällt im Endeffekt alles: die Räume müssen passen oder die Bestandspraxis muss passen, da Praxen heute andere Anforderungen haben als noch vor 30 Jahren und das muss man sich gut überlegen. Und der andere entscheidende Aspekt, das Personal. Personal ist ein sehr wichtiger Punkt und auch hier sollte man schauen frühzeitig geeignete Mitarbeiter an seiner Seite hat.


Was kann in der stressigen Anfangsphase Abhilfe schaffen? 
Freizeit, ganz viel Freizeit - Sport, Ablenkung, Familie. Handy weg, einfach mal nicht an die Praxis denken. Und innerhalb der Praxis, der gesunde Mix aus erfahrenen und jungen Kräften. Man sollte definitiv auf Personal mit Erfahrung setzen, weil es einem den Rücken freihält aber eben auch auf junge und engagierte, tatkräftige Fachkräfte.

 

Stichwort Marketing: wichtig in der Gründungsphase und danach oder zu hoch gelobt?
Bei einer Übernahmepraxis ganz klar, nicht ganz so wichtig, da ein Patientenstamm bereits vorhanden ist und man mehr Gewicht auf die Kommunikation legen muss, dass es einen Wechsel in der Praxis gibt. Bei einer Neugründung ist es allerdings ein essentieller Faktor. Man braucht eine Homepage, über die Patienten einen finden können und aufmerksam werden. In der Anfangsphase ist es daher ein sehr wichtiger Bestandteil, mit der Zeit dann weniger. In meinem Fall, auch durch Corona bedingt, hat es circa ein Jahr gedauert, bis ein Patientenstamm aufgebaut war – manchmal dauert dies allerdings auch länger. In den nachfolgenden Jahren kommen Patienten dann hauptsächlich auf Empfehlung und da geht es dann in erster Linie nur noch darum, dass man auffindbar ist, wenn man gesucht wird.


Wie wichtig ist es, sich nach dem Studium weiterzubilden? 
Weiterbildung ist sehr wichtig. Man lernt in der Uni natürlich nur die Grundlagen und je nachdem wie viel Glück man hatte, hat man nicht alles behandelt, was man gerne gehabt hätte. Was aber vielleicht noch viel wichtiger ist, ist eine gute Vorbereitungsstelle. Wenn man gerade die ersten zwei Jahre mit einem Arzt der einen Betreut und auch hilft, das ist schon richtig viel wert. Aber Weiterbildung ganz allgemein kann ich aus meiner Sicht nur empfehlen, um dazu zu lernen.


Welchen Rat würden Sie potenziellen Existenzgründern geben, den Sie gerne gehabt hätten?
Lass dir Zeit und plane ganz konservativ. Man braucht bei vielem mehr Zeit und mehr finanzielle Mittel. Manchmal dauert es einfach länger als man denkt, bis sich Patientenströme entwickeln. Also bei der Neugründung ganz klar: Zeit. Darüber hinaus ist es ganz wichtig, sich vor der Gründung genügend Zeit zu lassen und es nicht zu übereilen.

Ergänzende Frage: Wie wichtig ist die ,,Eigenanamnese‘‘ bevor man gründet – bin ich der Unternehmertyp, kann ich Mitarbeiter führen usw.?

Diese Frage stellt man sich glaube ich ganz automatisch, wenn man mit dem Gedanken spielt, sich selbständig zu machen. Man muss sich durchaus bewusst sein, dass man als selbstständiger Zahnarzt nicht mehr nur Mediziner ist, sondern eben auch Personalmanager, Betriebswirt und am Ende eben auch Facility Manager. Man muss in jedem Fall ein gewisses Maß an Selbstvertrauen haben, sonst macht es wenig sinn. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass man in einem guten Angestelltenverhältnis glücklich sein kann. Für mich gesprochen, war es allerdings bereits nach dem Abitur klar, dass ich irgendwann mein eigener Chef sein will. Man muss sich wirklich gut überlegen, ob man diesen Mehraufwand auf sich nehmen will und ob das einen glücklich macht oder eher belastet.


Wie wichtig ist der Faktor Patient gerade in der Anfangsphase?
Essenziell! Ohne Patienten keinen Umsatz und ohne Umsatz kein glücklicher Chef. Tatsächlich ist es vor allem wichtig, Patienten in die Praxis rein zu bekommen, dass sie die Praxis sehen und kennenlernen und dann nimmt das ganze seinen Lauf. 


Work-Life-Balance: Wie lässt sich Unternehmertum und Familie vereinbaren?
Schwieriges Thema, weil man als Zahnarzt auch mit kranken Kindern daheim kein Home-Office machen kann. Man braucht um eine Work-Life-Balance überhaupt erreichen zu können, von daheim Rückhalt – ohne das, gestaltet es sich schwierig. Aber man muss sich auch von diesen traditionellen Zahnärzten verabschieden, die 50 Stunden die Woche gearbeitet haben, so kann man keine Work-Life-Balance erreichen. Ich behandele selbst gerade knapp 30 Stunden die Woche, weil es vom Patientenvolumen, ausreichend ist. Ich kann hier jedem nur empfehlen, ganz genau auf sich zu achten und auch auf seine Familie zu achten, dass man nicht zu viele Stunden investiert. Es sind einfach andere Dinge noch zu tun: Bürokratie, Abrechnung, Dokumentation und wenn man dann eben 40 Stunden behandelt, kommt man ganz schnell auf seine 50 Stunden. Ich würde daher empfehlen: sich gut zu überlegen, wie viel arbeite ich und wann arbeite ich? Ich persönlich habe meine Arbeitszeiten so gelegt, dass ich, meine Kinder an manchen Tagen in die Kita bringen und an anderen auch abholen kann um eben hier auch ein Familienleben zu haben und eben nicht nur Zahnarzt zu sein.